Wer denn nicht! Gegen Modeschmuck, Kleidung, Medikamente, Hausstaub, Kosmetika, Waschmittel, Lebensmittel, Blütenstaub, ja selbst gegen so harmlose Substanzen wie Milch oder Getreide reagieren zunehmend Menschen mit Niesanfällen, Hautausschlägen und entzündeten Atemwegen, als gelte es den schlimmsten Bazillus zu vertreiben.
Jüngst veröffentlichte Forschungen über Allergien in Ost- und Westdeutschland kommen zu dem erstaunlichen Ergebnis, dass der Anteil an AllergikerInnen, die nach 1960 geboren wurden, im Westen über 100% höher liegt als im Osten. Und dies trotz mehr Luftschadstoffen, stärker verunreinigten Gewässern und scheinbar schlechteren Wohn-, Lebens- und Arbeitsbedingungen gegenüber dem Westen.
Als Grund für diesen Unterschied wird der westliche Lebensstil verantwortlich gemacht, mit seinem hohen Verkehrsaufkommen, seinen gut isolierten und gleichmäßig beheizten Teppichboden-Wohnungen, seinen vorbeugenden Hygienemaßnahmen und Schutzimpfungen, kurz, die Kinder im Osten, die in einfacheren Lebensverhältnissen aufgewachsen sind, die früh in der Kinderkrippe alle erdenklichen Kinderkrankheiten, Parasitenbefall und Infektionen durchgemacht haben, treten mit einem körpereigenen Abwehrsystem in die Welt, das auf körperfremde Stoffe, die durch die Haut und die Schleimhäute eindringen, gesünder reagiert, als das ihrer Altersgenossen im Westen.
Denn als neugeborenes Kind bringen wir kein eigenes Abwehrsystem (Immunsystem) mit. Die ersten Monate sind wir durch die Abwehrstoffe in der Muttermilch geschützt. Später muss der Körper selbst lernen, durch Überwinden von Krankheiten und durch die Auseinandersetzung mit der Nahrung, sich gegen fremde Stoffe zu schützen und diese in angemessener Weise in körpereigene zu verwandeln.
Bei den fremden Stoffen im Bereich des Lebendig-Organischen handelt es sich v.a. um pflanzliche und tierische Eiweißstoffe wie Blütenpollen, Waschmittelenzyme oder Bakterien, Pilze, Viren, die vom Körper vollständig abgebaut werden müssen.
Doch auch das besttrainierte Immunsystem ist hilflos wenn es gilt, körperfremde, tote Stoffe als solche zu entlarven und unschädlich zu machen.
Wer erinnert sich nicht an DDT, ein hochwirksames, nicht abbaubares Insekten-Vertilgungsmittel, das sich ungehindert, ohne merkbare Symptome, in menschliches und tierisches Fett-Gewebe einlagert und anreichert. Seine Gift-Wirkung entfaltet es erst dann, wenn in Krankheitssituationen Fettgewebe abgebaut wird, das Gift in den Stoffwechsel gelangt und zu einer deutlichen Abnahme der Immunreaktionen führt.
Die Fülle der synthetisierten Stoffe, die wir in Form von Konservierungsmitteln, Farbstoffen, Duftstoffen, Metallverbindungen, Emulgatoren u.a. über die Haut und die Verdauung aufnehmen, ist enorm.
All diese Stoffe sind selbstverständlich als völlig unschädliche Zusatz- und Hilfsstoffe gesetzlich zugelassen, da eine akute Giftwirkung nicht vorhanden ist. Wie sich solche Stoffe aber im menschlichen Organismus, im Wechselspiel mit anderen Substanzen, verhalten, bleibt dabei unberücksichtigt.
In diesen Bereich gehören auch manche Inhaltsstoffe der üblichen Wasch- und Reinigungsmittel: aggressive und schwer abbaubare Tenside machen die Haut durchlässig für Fremdstoffe und können dadurch z.B. zu allergischen Hautausschlägen und Ekzemen führen.
Andere Waschmittel-Inhaltsstoffe wie Phosphate, synthetische Farb- und Duftstoffe, greifen langfristig das Nervensystem an und sind Verursacher von Konzentrationsschwäche und motorischer Unruhe, – bekannt als hyperkinetisches Syndrom bei Kindern. Oder optische Aufheller, die Nesselausschläge und Ödeme, bei Sonneneinwirkung auf die Haut (Photoallergie), auslösen können. Im Gegensatz zu den lebendigen Eiweißstoffen, erzeugen tote, synthetische Substanzen fast nie akute Reaktionen, sondern führen langfristig zu chronischen Allergieerkrankungen, die oft nicht mehr auf ihre eigentlichen Ursachen zurückführbar sind.
Was sich im Umgang mit fremden Stoffen als übersteigerte Abwehrreaktion im allergischen Krankheitsgeschehen äußert, ist jedem von uns auch als seelischer Vorgang bekannt: z.B. unverständliche Handlungsweisen oder spezifische Eigenarten Anderer, die uns zu gereizter Kritik, Unduldsamkeit und Ablehnung treiben.
Auch hier fällt unsere Reaktion auf Gegebenheiten der Umgebung, wie bei der Allergie, übersteigert heftig und abwehrend aus.
Wie Seelisches auf Körperliches wirkt mag im einzelnen physiologisch nicht ohne weiteres erklärbar sein, daß aber viele Krankheiten ihren Ausgang im Seelischen haben, ist inzwischen auch Bestandteil schulmedizinischer Erkenntnisse. Die Neigung zur Kritik und wenig Fähigkeit zu liebevoller Hinwendung, verbunden mit zunehmender Individualisierung, ist Zeitphänomen. Dem parallel geht eine epidemieartige Zunahme allergischer Erkrankungen, die inzwischen fast jeden zweiten Bürger der westlichen Industrieländer erfaßt hat.
Es gibt im Grunde keinen Stoff mehr, gegen den einzelne nicht mit Allergien reagieren können. Selbst harmlose Substanzen sind davon nicht ausgenommen. Jedoch kann einer Sensibilisierung für Allergieanfälligkeit vorgebeugt werden, wenn auf denaturierte Nahrungsmittel, synthetisch behandelte Textilien und fragwürdige Waschmittel und Kosmetika verzichtet wird und vor allem im Kindesalter sich die Abwehrkräfte stärken können.
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